Eine aktuelle Umfrage der Kreis- und Stadtelternvertretung Lübeck (KEV/SEV Lübeck) hat alarmierende Ergebnisse bezüglich der Betreuungssituation in Lübecker Kitas zutage gefördert. Die Umfrage wurde über Google Form vom 21.01.2024 bis 26.01.2024 durchgeführt und von 129 Lübecker Eltern beantwortet. Sie verdeutlicht die Auswirkungen von Personalmangel auf Kitas und die damit verbundenen Schließungen oder Teilreduzierungen. Eltern stehen vor erheblichen Herausforderungen in der Vereinbarkeit von Beruf und Familie, den Kindern wird die pädagogisch notwendige Verlässlichkeit im Alltag genommen.
An der Umfrage nahmen Eltern aller Lübecker Kitaträger teil. 21% der befragten Eltern gaben an, dass ihre Kita über Stunden oder Tage vollständig geschlossen wurde, 68% berichteten von stunden- oder tageweiser Gruppenschließung und nur 11% der Befragten hatten keine Schließungen erlebt. Die Umfrage ergab zudem, dass bei 54% der Kitas personalbedingte Schließungen häufiger vorkommen.
Laut den Befragten mussten 15 Kitas stunden- oder tageweise komplett schließen, während in 50 Kitas Gruppen stunden- oder tageweise geschlossen wurden. Die Dauer der Schließungen variierte, wobei in 13 Kitas nur für ein paar Stunden insgesamt geschlossen wurde, in 34 Kitas für weniger als eine Woche insgesamt geschlossen war und 27 Kitas insgesamt eine Woche und länger von Schließungen betroffen waren. Dabei handelte es sich nicht zwingend um Schließungen am Stück, sondern auch um kumulierte Schließungen über das Jahr.
Mascha Benecke-Benbouabdellah, Co-Vorsitzende der KEV/SEV Lübeck erklärt: "Unsere Umfrage zeigt, dass es in Lübeck in den letzten Wochen und Monaten zu erheblichen Betreuungseinschränkungen gekommen ist. Die Auswirkungen sind gravierend und betreffen viele Familien in unserer Stadt."
René Weigel, der als stellvertretender Vorsitzender der KEV/SEV Lübeck die Umfrage ausgewertet hat, ergänzt: "Für uns Eltern ist die häufige Unsicherheit über die Betreuungssituation aufgrund von Personalmangel äußerst belastend. Die Situation ist aber eben nicht nur belastend für uns Eltern, sondern auch für das Personal und vor allem die Kinder, denen die pädagogisch so wichtige Tages- und Wochenstruktur genommen wird. Eine nachhaltige Lösung ist dringend erforderlich.“
Einige anonyme Anmerkungen der Befragten verdeutlichen die vielfältigen Herausforderungen, denen Eltern und Kinder gegenüberstehen. So werden in der Mehrzahl der Fälle die Einrichtungen oder Gruppen sehr kurzfristig aufgrund von hohem Krankenstand geschlossen. Eltern werden aufgefordert, die Vergabe möglicher Notbetreuungsplätze untereinander auszumachen. Aufgrund der Betreuungsausfälle potenzieren sich zudem die Tage, an denen Eltern die Betreuung ihrer Kinder abdecken müssen, so dass diese deutlich über die eigentlich vorgesehenen 20 Tage Schließzeit hinaus gehen. Die Umfrageergebnisse zeigen zudem, dass es in einigen Kitas sogar zu einer dauerhaften Reduzierung der Öffnungszeiten aufgrund von Personalmangel kommt. Daher appelliert ein betroffenes Elternteil an die Verantwortlichen: "Es ist wichtig, dass die Stadt und andere Träger Maßnahmen ergreifen, um diesen Missstand zu beheben.“
Die KEV/SEV Lübeck fordert daher mehr Unterstützung für Eltern: „In der derzeitigen Situation muss es verbindliche Entschädigungsregelungen für Eltern geben, die Betreuungskosten, Essensgeld und ggf. sogar den Verdienstausfall für Familien decken. Kommune, Länder und Bund müssen da an einem Strang ziehen, aber auch die Arbeitgeber sind gefordert!“, so Mascha Benecke-Benbouabdellah abschließend.