1. Kernpunkte für die mündliche Anhörung
Was brauchen Familien, um gut durch die Krise zu kommen?
Es ist zu spät diesen Ansatz auch nur denken zu dürfen. Familien und Ihre Kinder kommen nicht gut durch die Krise! Dies steht jetzt schon fest! Aber es wäre noch möglich Ihnen das Gefühl der Resignation und des vergessen worden seins zu nehmen!
Unsere Kinder und auch deren Eltern tragen nicht nur eine unglaubliche psychische Belastung mit sich welche zu unabsehbaren Persönlichkeitsdeformationen führen wird, deren Folgen für unsere Gesellschaft zweifelsohne existentiell werden könnten.
Sie werden auch die aufgetürmten Schulden zahlen (wie hoch sind die jetzt eigentlich).
Sie erleiden auch durch Aussetzung Ihrer Bildung Produktivitätsverluste in der zukünftigen Volkswirtschaft in Höhe von nunmehr annähernd 40 Bio Euro! (Ludger Woessmann IFO Institut) Folgekosten ausbleibenden Lernens: Was wir über die Corona-bedingten Schulschließungen aus der Forschung lernen können (ifo.de))
Hier muss sofort gegengesteuert werden und dies sind keine Kosten im Landeshaushalt, sondern sehr, sehr gut investierte Steuergelder! Leider liegt die Ausschüttung in einer Zukunft welche sich nicht innerhalb der sichtbaren Legislaturperioden darstellen lässt!
Wenn SIE nicht endlich mehr tun wird die jüngste Vergangenheit mit der nahen Zukunft für die Familien identisch.
Familien dürfen nicht länger vergessen sein und zerrieben zwischen den großen hauptamtlich finanzierten Interessenvertretungen dieses Landes. Familien brauchen ein Signal- konkret – jetzt – von Ihnen!
1.1 Kinder
- Grundrechte der Kinder auf gesundes Aufwachsen, auf Bildung und Teilhabe und das Recht auf körperliche und geistige Gesundheit werden seit Beginn der Pandemie für viele Kinder außer Kraft gesetzt
- Kinder verzichten seit 13 Monaten auf vieles, was Kindheit ausmacht: soziale Kontakte zu Gleichaltrigen, Freizeitaktivitäten wie Sport, Musik, freies Spielen, Kontakt zu Familienangehörigen
-
Kinder erfahren Ausgrenzung, wenn sie eventuell als einziges Kind der KiTa-Gruppe ihre KiTa im eingeschränkten Regelbetrieb nicht besuchen dürfen, da sie oder ihre Eltern nicht in die Auflistung der Stufe 2 gehören
- Kinder erfahren, dass sie nicht oberste Priorität haben, wenn z.B. in Modellregionen Schwimmbäder für Touristen geöffnet werden, sie selbst aber nach 13 Monaten immer noch nicht zu dem ersehnten Schwimmkurs gehen dürfen (es werden deswegen zukünftig Kinder ertrinken)
1.2 Eltern
- Viele sind frustriert, weil sie das Gefühl haben, dass die Politik Kinder nicht wichtig findet.
- Vielen geht es auf die Nerven, dass sich Kommune, Land und Bund immer die Verantwortlichkeiten hin und her schieben oder Corona-Politik zum Wahlkampfmittel geworden ist.
- Viele verstehen nicht, warum nicht jetzt mit dieser Pandemie die Chance ergriffen wird, das Bildungs- und Betreuungssystem grundlegend zu revolutionieren (kleine Gruppen, mehr Pädagogen, mehr Wertschätzung für Bildung und Betreuung, mehr Naturgruppen, mehr Flexibilität).
- Es herrschen Resignation, Erschöpfung, Verständnislosigkeit.
1.3 Fazit - Was brauchen Familien, um – wenigstens zukünftig - gut durch die Krise zu kommen?
Tatsächlich ist es sehr wichtig, auf die Familien zu sehen, die bislang relativ gut bzw. ohne gravierende Auswirkungen und Folgen durch die Pandemie gekommen sind. Welche Bedingungen und Resilienzfaktoren haben dabei geholfen, welches Fazit ergibt sich daraus und was kann davon gesamtpolitisch sinnvoll sein und genutzt werden?
Da spielen viele Faktoren eine Rolle.
Wir brauchen in der Zukunft starke Familien. Wie gelingt es uns in Deutschland, Familien zu stärken? Was brauchen wir dafür? Da gibt es nicht nur eine Antwort, sondern viele kleine und große Maßnahmen, die ineinandergreifen müssen.
Und hier müssen sowohl externe als auch interne Faktoren berücksichtigt werden und auf die individuellen Bedarfe angepasst werden können.
Wir brauchen aber in erster Linie direkte Hilfen für Familien (Übernahme der Verpflegung für alle), endlich klare Kommunikation über klare Regeln auf verständlicher Basis, ständige Reflexion der Zielorientiertheit der Maßnahmen, stringente Kontrolle der Durchsetzung der Regeln.
Verwaltungsapparate die an einem Strang ziehen und sich die Verantwortlichkeiten nicht hin und herschieben!
Denn eins ist klar: Für Ihren Auftraggeber gibt es keine Unterschiede zwischen Gemeindevertretung, Kreistag, Landtag und Bundestag - zwischen Amtsverwaltung, Kreisjugendamt und Sozialministerium.
Für den Bürger und die Familien da draußen sind sie alle zusammen: der Staat!
Und es wäre gut wenn wir schnell dazu beitragen, das dieser Begriff wieder zu dem wird was er eigentlich bedeuten sollte und das Schisma in den Köpfen überwunden wird:
Dieser STAAT sind wir nämlich alle!
Lassen sie uns zusammen daran arbeiten!
2. Ausführliche Darlegung der Auswirkungen auf Kinder und Eltern
Sehr geehrte Damen und Herren des Sozialausschusses Schleswig-Holstein,
wir bedanken uns für die Möglichkeit der Stellungnahme zu einem Thema, welches uns in einer bislang nie dagewesenen Weise einschränkt, uns ängstigt und die Gesellschaft entzweit.
Wir leben seit nunmehr fast 15 Monaten unter Pandemie-Bedingungen, ein Ende ist für viele kaum bis gar nicht in Sicht. Die Belastungsgrenze ist für viele Familien bereits seit langem erreicht, Resignation, Erschöpfung und Überforderung sind in vielen Familien momentan die häufigsten Themen.
Innerhalb der letzten 14 Monaten haben einige Kinder wochenlang ihre Kita nicht besuchen dürfen. Von einem Tag auf den nächsten sind soziale Kontakte und Strukturen komplett weggebrochen. Wir reden hier von kleinen Menschen im Alter von 1-6 Jahren. Und tatsächlich gibt es in einigen Kreisen des Landes Kinder, die seit dem 16. Dezember 2021 ihr Recht auf frühkindliche Bildung nicht oder nur sehr eingeschränkt wahrnehmen durften, da es bislang immer noch versäumt wurde, Kindern ihr Grundrecht auf gesundes Aufwachsen und frühkindliche Bildung unter Pandemiebedingungen zu ermöglichen.
Es gab in den letzten Wochen und Monaten ausreichend Studien, offene Briefe und Stellungnahmen von verschiedenen Instituten, Sozialforschern, Kinderärztlichen Vereinigungen und Verbänden, die auf die gravierenden Folgen von Lockdown und KiTa-Schließungen hinweisen und beschreiben, wie sehr die Kinder unter der Pandemie und den ihnen auferlegten Einschränkungen leiden. Langzeitfolgen sind zum großen Teil noch überhaupt nicht absehbar.
Wir verzichten an dieser Stelle darauf, die Auswirkungen und Folgen aus bisher veröffentlichen Stellungnahmen und Forschungsergebnissen zu wiederholen.
Wir möchten in unserer Stellungnahme vielmehr den Eltern und durch sie stellvertretend auch den Kindern die Möglichkeit geben, ihre Situation in den vergangenen Monaten zu schildern. Eine verallgemeinerte Studie ist das eine, die Worte der betroffenen Familien zu hören und zu lesen ist sehr viel einprägsamer und macht deutlich, wie viele Einzelschicksale hinter Verallgemeinerungen stecken und wie es den Familien in Schleswig-Holstein derzeit wirklich geht.
2.1 Auswirkungen auf Kinder
Kinder haben von einem Tag auf den anderen ihren Alltag, ihre Struktur und damit ihr Sicherheitsnetz und die Möglichkeit für ein gesundes Aufwachsen verloren. Dazu zählen neben dem Besuch von frühkindlichen Bildungseinrichtungen auch Kontakte zu Familienangehörigen, die teilweise als Schutzmaßnahme nicht mehr besucht wurden, Sport- oder sonstige Freizeitangebote, anfangs sogar die Spiel- und Sportplätze.
Die Eltern sind in den vergangenen Monaten die liebsten, und zum Teil einzigen Spielkameraden geworden. Die Kontakte zu anderen Kindern haben sich stark minimiert oder wurden vollständig für mehrere Monate unterbrochen.
Viele Kinder hatten eine sehr lange Pause von dem KiTa-Alltag. Bei den Wiedereingewöhnungen nach einer längeren Auszeit hat sich gezeigt, dass die Kinder schnell wieder bereit waren, ihren KiTa-Alltag zu genießen. Vielen Kindern ist es gelungen, schnell wieder in ihre „alten“ KiTa-Strukturen zu finden. Dennoch zeigen sich vermehrt Rückentwicklungen zum Beispiel beim Teilen vom Spielzeug. Unzählige Kinder sind sehr traurig über die fehlende KiTa-Zeit gewesen und manche der Kleinen zeigten eine wachsende Antriebslosigkeit und Anzeichen von Vereinsamung. Einige Kinder haben nach den langen Lockdown-Phasen, in denen sie zum Teil keinerlei Kontakt zu anderen Kindern hatten, eine deutlich verlängerte Zeit der Wiedereingewöhnung benötigt.
Insgesamt schienen einige Kinder die Notbetreuung als unzureichend zu empfinden, was entweder an der eingeschränkten Zeit, an den abwesenden KiTa-Freund*innen oder an den fehlenden Bezugspersonen in der Kita lag. Die neue Gruppenstruktur innerhalb der Notbetreuung war vor allem für die Krippenkinder und für sensible Kinder oftmals sehr schwierig, so dass sich auch hier einige anspruchsberechtigte Eltern gegen die Nutzung der Notbetreuung entschieden haben.
Andere Kinder, die zum Beispiel auch keinen „Betreuungsanspruch“ im eingeschränkten Regelbetrieb haben, fühlen sich ausgegrenzt und können nur schwer bis gar nicht verstehen, warum 18 Kinder die Kita „normal“ besuchen können, während sie selber zu Hause bleiben müssen.
Die Kinder, die wochen- und monatelang die Kindertageseinrichtungen nicht besuchen konnten, haben teilweise vollständig den Kontakt zu den Bezugspersonen in den Einrichtungen verloren. Zum Teil gab es großartige und kreative Ideen der KiTa-Fachkräfte, wie sie den Kontakt zu den Kindern halten und spannende Impulse für die Zeit zu Hause setzen können. Dennoch gab und gibt es auch weiterhin Kinder, die z. T. überhaupt keinen Kontakt zu ihrer KiTa hatten und damit auch keinerlei Bindung mehr an diese haben.
Manche Kinder haben unteranderem dadurch das Interesse an der KiTa vollständig verloren.
Die Kinder haben oft eine veränderte Beziehung zu den Großeltern entwickelt. Entweder sahen sie sie zumeist nur noch auf den Bildschirmen oder sie rückten durch die ständige Betreuung durch Oma und Opa näher zusammen.
Auch die eingeschränkte Freizeitgestaltung hat Folgen für die Kinder. Fähigkeiten, die unter „normalen“ Umständen erworben worden wären, blieben unterentwickelt. Dabei geht es zum Beispiel um das Ausüben von Teamsport, das Erlernen von Schwimmen oder das Aktivsein auf Spielplätzen – kindliche Bedürfnisse, die unterdrückt werden mussten.
Kinder konnten in dieser Zeit nur uneingeschränkt glücklich sein, wenn sie einen Teil ihrer Bedürfnisse so lange unterdrückten, bis sie sie verloren hatten – inwiefern diese Entwicklung auch rückläufig sein kann, wird wohl bei jedem Kind anders sein.
Es erwies sich für die meisten Erwachsenen als herausfordernd, den Kindern auf der einen Seite die Wichtigkeit des Abstandhaltens zu vermitteln und auf der anderen Seite so wenig Angst wie möglich zu machen.
Viele Kinder können zum Beispiel Hygienemaßnahmen sehr gut umsetzen und erinnern sich zum Teil gegenseitig an wichtige Maßnahmen. Umso mehr müssen Eltern ihren Kindern immer wieder erklären, warum andere Erwachsene beispielsweise keinen Abstand halten, warum Menschen bei Demonstrationen keine Masken tragen und warum die Infektionszahlen immer wieder steigen und sie noch mehr „Verbote“ kommen, obwohl sie sich als Kinder doch an die Regeln halten.
Zudem haben Kinder die Ängste, Sorgen und Probleme ihrer Eltern wahrgenommen. Oftmals haben sie das Gefühl bekommen, entweder ein Betreuungsproblem zu sein oder andere Menschen als „Virenschleudern“ krank zu machen.
Der Anteil der Kinder, die während der Lockdown-Phasen vermehrt oder erstmals mit häuslicher Gewalt konfrontiert wurden und werden, kann nur ansatzweise erahnt werden. Die Dunkelziffer wird auch in Zukunft hoch bleiben.
Nicht zu vergessen sind auch die Kinder, die in den vergangenen Wochen und Monaten in ihrer Herkunftsfamilie kein Deutsch sprechen konnten, Kinder, die vor allem wegen den gesperrten Spielplätzen kaum bis gar keine Möglichkeiten, sich draußen zu bewegen, Kinder, die in Quarantäne-Situationen ihr Haus oder ihre kleine Stadtwohnung nicht verlassen durften sowie Kinder, deren Eltern schwer an Covid-19 erkrankt waren und die im schlimmsten Fall ein Familienmitglied, zum Teil sogar ein Elternteil verloren haben.
All die Probleme und Sorgen, die die Gesamtgesellschaft während der Corona-Pandemie durchleiden, potenzierten sich bei den Kindern, vor allem bei hochsensiblen oder ohnehin vulnerablen Kindern.
„Mein Sohn ist seit über vier Monaten beinahe durchgängig zu Hause. Und nicht, weil ich mir das so wünsche, sondern weil "er" ein sogenanntes Betreuungsverbot bekommen hat. Er wird dafür bestraft, dass wir als seine Eltern, noch ein Kind bekommen möchten.
Seitdem er zu Hause ist, sieht er durchschnittlich alle zwei/ drei Wochen einen Freund oder Cousin in seinem Alter. Ansonsten ist er fast ausschließlich mit mir zusammen oder am Wochenende mit meinem Mann. Wie muss das für ein Kind sein, den ganzen Tag mit Erwachsenen zusammen zu sein? Die nicht seiner Körperhöhe entsprechen, die anders reden als er und andere Interessen haben? Wie oft wurde Eltern gesagt, wie wichtig der Kontakt zu Gleichaltrigen ist? Ich bemühe mich auf Kinderebene mit ihm zu sprechen und gebe ihm so gut ich kann Struktur und Abwechslung im Alltag. Unsere Highlights sind der Besuch vom Supermarkt oder der Drogerie. Teilweise wirkt er unausgelastet, sowohl körperlich als auch geistig. Ich habe das Gefühl, dass es kontraproduktiv ist das er seine beginnende Trotzphase nur mit mir ausleben kann. Nicht umsonst heißt es, dass man für Erziehung ein ganzes Dorf benötigt.
Sprachlich macht er kleine Fortschritte. Ich denke aber, dass er in der Kita deutlich mehr Fortschritte machen würde, auch wenn wir zu Hause Bücher lesen und singen.“
„Kleinkinderturnen gibt es nicht mehr, Musikgruppe ist weggefallen, ich weiss nicht wie ich meiner Tochter Schwimmen beibringen soll, abgesehen von den reduzierten sozialen Kontakten zu Freunden und Familie. Das ist wirklich sehr schade!“
„Unseren Sohn Theodor (damals 3 Jahre alt) haben wir trotz Notbetreuungsanspruch die ersten 2,5 Monate zu Hause in Einzelbetreuung beaufsichtigt. Omas und Opa haben wir nur zeitweilig als Betreuungsalternative eingesetzt, fremde Familien kamen vor dem Hintergrund der fehlenden Kenntnis über Auswirkungen des viel publizierten Virus nicht in Frage. Es fehlte Theodor „eigentlich" an nichts, bis zu dem Moment, wo er wieder den ersten echten Kontakt mit seiner besten Freundin hatte – an der frischen Luft, mit der ständigen Order, nicht zu dicht aneinander ran zu gehen und dem erschreckten Blick in den Gesichtern der Kinder, wenn es doch mal passierte. Die Sehnsucht nach Sozialkontakten, Abwechslung, Überraschungen, Erkunden von Neuem zeigte sich in diesem Moment akut – Theodor wollte jeden Tag mit einem Kind spielen und die Welt für sich in dieser sensiblen Phase der Prägung entdecken – dabei war es ihm egal, ob es seine beste Freundin war und ein anderer Spielgefährte, Hauptsache mit anderen Kindern zusammen sein. Seit Juni 2020 geht Theodor regelmäßig (ausgenommen Schließtage, Urlaub, (Krankentage gab es keine, Quarantäneverordnungen gab es keine – weder privat noch in der Kita) in die Betreuung, genießt das Zusammensein mit anderen Kindern und entwickelt sich prächtig.“
„Mein Sohn geht ab Sommer in die Schule es wurde keine Vorschule gemacht weder in kleinen Gruppen, keine Aufgaben für zu Hause, es wurde keine Schule besucht obwohl das Gebäude vom Kindergarten gegenüber liegt, keine Schuluntersuchung es wäre schön gewesen wenn Er die Angst vor dem Einschulungstag verloren hätte.
Mein Sohn war ein frühforderungs Kind und hat im ersten lock down die erste Zeit kaum Förderung erfahren, der Kindergarten war sehr bemüht und hat Aufgaben, Videos an die Kinder verschickt.
Im Dezember war Kindergarten wechsel auf Grund der bei uns im Dorf liegenden Schule damit er schon mal ein paar Kinder kennengelernt. Eine Woche später 2 lock down er hatte ein schwierigen Start von dem Kindergarten kaum information oder Aufgaben die erste Eingewöhnung schon schwieg und dann nach der wieder Öffnung zweite Eingewöhnung total schwer für ihn, er verweigerte sich total in den Kindergarten zu gehen, jeden Morgen eine Katastrophe mit schreien und weinen.
Haben uns wieder an den Kreis Gewand um wieder eine Betreuung zu bekommen der ihn wieder an die Hand nimmt, er war eigentlich so gut vor seine Ängste im Griff zu bekommen jetzt fangen wir von vorne an
Mein Fazit diese Länge Schließung setzt den Kindern zu.
Andere Mütter und Väter berichten von Existenz Ängsten da sie ihre Kinder nicht unterbringen können, da sie ungern die Kinder zu den Großeltern bringen möchten oder wie in einem Fall keine verwandte vor Ort sind Arbeitgeber drohte mit Kündigung da urlaub und krankheitstage genommen wurden.
Durch kurzarbeitergeld was ist einigen Fällen ein Witz ist kaum Geld zum Leben im Monat, kinder nicht das bieten können was sie sonst gewohnt sind.
Kinder haben angst zum einkaufen zu gehen werden von Erwachsenen schief angeschaut müssen am Wagen bleiben. meiner verweigerte sich total er hatte angst jemanden anzustecken mit 6 da fast man sich an den kopf und denkt was stimmt da nicht
Die Maske zu tragen ist horror, er geht kaum noch irgendwo hin.
Keine Freizeit Möglichkeiten, schwimmkurs, turnen, Musikunterricht alles fällt aus.“
„Ich sehe bei meinen beiden Jungs (6,2) unterschiedliche Auswirkungen, vor allem der Ältere ist von den Lockdowns/ der Notbetreuung hart getroffen.
Während der Lockdowns vermisst der Große seine Spielfreunde sehr. Er vereinsamt schon fast und sucht zu jedem Kind, dass draußen spielt, (Spielplatz, Strand etc) recht schnell den Kontakt. Dabei beobachte ich, dass es den anderen Kidnern genau so geht. Verhindern kann man als Eltern das nicht wirklich, wenn man sie dann endlich mal wieder früöhlich spielen sieht.
Schwimmen, Freizeitsport…fehlen sehr. Dadurch Rückstand bei Fähigkeitserwerb (Schwimmen lernen!)
Der Kontakt zu den Großeltern findet seit Monaten über den Bildschirm statt, persönliche Treffen vielleicht alle 3-4 Monate und dann nur draußen und kurz.
Verständnis zur Distanzhaltung: warum muss ich Abstand halten? Schwierig, das Ganze zu erklären, ohne Angst zu machen. Wieso darf ich nicht mit dem fremden Kind spielen? Wieso dürfen die Sport machen im Fernsehen und ich nicht?
Motivation anfangs zu Hause sich mit „Schuli-Aufgaben“ zu beschäftigen groß, inzwischen „Null Bock“.
"Die Kita ist doch viel mehr als nur Betreuung. Das ist ein Ort wo die Kinder leben, den kannst du nicht einfach durch zuhause und ein bisschen Spielplatz oder Garten ersetzen."
„Mein Kind war vom 14.12. bis 17.3. nicht in der Krippe. Auch im privaten hatten wir kaum Kontakte zu anderen Kindern, dadurch ist das Thema teilen zB. (hier eh schwer) noch viel schwerer geworden. Mein Kind ist der totale Mittelpunkt geworden und ich bzw. ihr Vater die besten und beliebtesten Spielkameraden. Fühlt sich aber trotz langer Pause in der Krippe wieder wohl“
"Wir haben schon zweimal wochenlange Notbetreuung hinter uns, wenn dass jetzt nochmal kommt, dann weiß ich nicht mehr wie wir da durchkommen. Bei uns ist es einfach schwer, weil die engsten Freunde unseres Sohnes dann einfach wieder mit systemrelevanten Eltern wegfallen. Wie lange will man das einem Vierjährigen zumuten? Die anderen Eltern haben dann nach der Arbeit auch nicht dauernd Zeit, dass sich ihre Kinder regelmäßig mit unserem Sohn verabreden. Wir degradieren alle Kinder, die nicht in die Notbetreuung oder den eingeschränkten Regelbetrieb passen zu Randzeiten-Freunden. Und wenn wir uns dann doch verabreden, ist es doch eigentlich absurd, dass die gleichen Kinder sich nicht einfach am Tag in der Kita sehen."
“Die Kita-Schließung konnten wir noch einigermassen überbrücken. Was aber wirklich fehlt sind die Sportangebote. Unser Sohn war lange Zeit auf der Warteliste für einen Schwimmkurs und wir waren sehr glücklich, dass er endlich starten konnte. Jetzt ruht der Schwimmkurs seit über 13 Monaten und eine Perspektive ist nicht in Sicht. Wann sollen denn alle Kinder schwimmen lernen? Die Platz-Situation war ja schon vor Corona eine Katastrophe, das wird doch jetzt nicht besserr werden.”
2.2 Auswirkungen für Kinder mit Förderbedarf und für Kinder mit erhöhtem Risiko für einen schweren Krankheitsverlauf
Kinder mit Förderbedarf erhielten vor allem während des ersten Lockdowns in der Regel keine Förderung. Dies entstand zum Beispiel durch die Abwesenheit von Heilpädagog*innen, aussetzende logopädagogische Angebote oder Frühförderung und durch das fehlende soziale Umfeld. Auch nach dem Lockdown dauerte es zum Teil mehrere Wochen und Monate, bis externe Therapeuten wieder die Möglichkeit hatten, Kinder in den Einrichtungen zu fördern. Durch die zweite Phase der KiTa-Schließungen, die in einigen Kreisen immer noch anhält, erhalten erneut viele Kinder keine therapeutische Förderung in den KiTas.
Kinder mit Förderbedarf dürfen zwar gemäß Stufenplan des Sozialministeriums in der Notbetreuung betreut werden, die Einzelförderung bzw. die gezielten, individuellen Fördermaßnahmen gemäß Regelbetrieb findet jedoch trotzdem nicht statt.
Des Weiteren werden vor allem Kinder mit erhöhtem Risiko für einen schweren Krankheitsverlauf oder Kinder mit risikobehafteten Familienangehörigen aus Angst vor einer Infektion zum großen Teil seit März 2020 zu Hause betreut. Es wurden noch keine geeigneten Schutzkonzepte entwickelt, die auch diesen Kindern eine möglichst sichere Teilhabe am sozialen Leben ermöglicht.
„In unserer Einrichtung habe ich lediglich die Kenntnis von Kindern mit Sprachförderbedarf. Die Sprachförderung wurde erst ab Juni (Regelbetrieb) wieder in der Einrichtung aufgenommen. Die Kinder mit Sprachförderbedarf stagnierten entsprechend in Ihrer sprachlichen Entwicklung – da ggf. auch die Sprachförderung außerhalb der Kita durch Infektionsschutzmaßnahmen nicht stattfand.“
„Eine Mutter, dessen Kind speziellen Förderbedarf hat, hat mir folgendes berichtet: Ihre Tochter durfte drei Tage die Woche für 2-3 Stunden in die Kita kommen. Ein Förderangebot wurde jedoch nicht gemacht. Außerdem war ihre Tochter sehr unglücklich in der Notbetreuung, durch die kurze Zeit konnte sie kaum spielen und andere Kinder waren auch kaum da.“
2.3 Auswirkungen auf Eltern
Viele Eltern standen bzw. stehen weiterhin vor der Herausforderung, sich permanent abzusprechen, wer für die eigenen Kinder da sein darf, während die Arbeitgeber*innen ebenfalls auf die Eltern angewiesen sind und dies zum Teil auch ohne solidarisches Entgegenkommen einfordern. Dies betrifft besonders die Eltern, die ihre Kinder während der KiTa-Schließungen zu Hause behalten müssen, weil sie keinen Anspruch auf eine Notbetreuung in der KiTa haben. Genauso trifft es aber auch Eltern, die ihr Kind solidarisch zu Hause behalten, um die Pandemieentwicklung – so gut man das als einzelne Person kann – einzudämmen. Besonders hier gibt es Rückmeldungen von sehr verständnislosen Arbeitgeber*innen, die ihren Arbeitnehmer*innen keinerlei Unterstützung anbieten, sondern im Gegenteil Druck ausüben.
Man könnte von einer Art Corona-Müdigkeit sprechen. Die Kinder zu bilden, zu betreuen und zu bespaßen, sie glücklich ihren Alltag durchleben zu lassen und gleichzeitig die eigene Arbeit zu bewältigen, erwies sich für annähernd alle Eltern als ein Anspruch, dem keiner für alle Parteien gerecht werden konnte. Die Zeit, eigenen Interessen nachgehen zu können, fehlte insbesondere bei den Eltern zum Teil gänzlich.
Einige Eltern haben Angst vor der Zukunft. Sie sehen sowohl Bildungsdefizite, zum Beispiel für die Einschulung der Kinder, als auch das Risiko, den Arbeitsplatz zu verlieren. Einen eigenen Beruf auszuüben und gleichzeitig noch die Betreuung mit zu übernehmen, erzeugt einen enormen familiären Druck, der sich immer mehr zur Belastung entwickelt bis über die Belastungsgrenze hinaus.
Immer wieder haben die KiTas geschlossen, obwohl Eltern weiterarbeiten müssen – das Verhältnis dieser beiden Aktionen ist unverhältnismäßig und führt immer wieder zu Konflikten.
Die Akzeptanz der Arbeitgeber*innen, vor allem auch die Abwesenheit von Vätern zu akzeptieren, ist in einigen Fällen sehr gering. Häufig zeigte sich ein Rückfall in „alte Geschlechterrollen“, in welchem die Mütter sich um die Kinder kümmern, während die Väter ihrer Arbeit nachgehen und das trotz der Berufstätigkeit beider Elternteile.
Des Weiteren haben natürlich auch Eltern die gleichen Ängste wie viele andere Gesellschaftsgruppen: Angst vor dem Unbekannten, Angst vor Ansteckung und Verlust von Angehörigen, Angst vor der eigenen Sterblichkeit, Belastung durch die Einschränkungen, Existenzsorgen durch Arbeitsplatzverlust oder Kurzarbeit, fehlende Zukunftsperspektiven.
Und trotz der eigenen Ängste, Sorgen und Unsicherheiten müssen die Eltern als gutes Beispiel für ihre Kinder dienen, diese sicher durch die Krise führen, zum Teil ohne Unterstützung von außen, ohne eine gesicherte Struktur, ohne ein Wissen, wie es weitergehen kann.
Natürlich wurde die zusätzliche Zeit mit den eigenen Kindern von den aller meisten Eltern auch sehr genossen. Bei manchen Familien zeigte sich ein entspannterer Start in den Tag, weil sie z.B. ihre Arbeitszeiten durch Homeoffice oder kreative Arbeitszeitmodelle oder verständnisvolle Arbeitgeber*innen so regulieren und gestalten konnten, dass es zu den Bedürfnissen des Kindes passte. Von diesen positiven, “gestärkten” Familien müssen wir für die Zukunft lernen und genau untersuchen, welche Faktoren hier besonders begünstigend gewirkt haben.
„In einer benachbarten Familie ist die Mutter mittlerweile zum zweiten Mal stationär in einer Klinik aufgenommen. Sie konnte einfach nicht mehr, die Belastung und die Angst zu groß. Für den Vater ist es jetzt natürlich eine vielfache Belastung, die Kinder zu versorgen, seine Arbeit zu erledigen (denn die fällt ja nicht weg) und natürlich auch die Sorgen um seine Frau. Eigene Bedürfnisse muss er komplett hinten anstellen.“
„Ich bin körperlich als auch psychisch an vielen Tagen wirklich am Ende. Unser Sohn schläft mittags nicht mehr und schläft nachts nicht durch. Das heißt ich muss mich 24 Stunden am Tag, sieben Tage die Woche um ihn kümmern und abrufbereit zur Befriedigung seiner Bedürfnisse sein. Weitere Familienmitglieder die mir etwas abnehmen, mich unterstützen, gibt es nicht. Ich habe abends zwei Stunden in denen ich mich um den Haushalt und um mich kümmern kann. Waren Sie schonmal mit jemandem immer zusammen? Nie alleine? Zu den aktuellen Bedingungen wie Isolation und Ausgrenzung? Es ist für mich unheimlich anstrengend und teilweise plagen mich ernsthafte Zukunftsängste. Zudem sorgen die Schwangerschaftshormone dafür, dass ich emotionaler, ungeduldiger und schneller gereizt bin (dazu kommt auch noch die körperliche Belastung).
Ich selbst habe einen gewissen Anspruch an mich als Mutter. Mir war es zum Beispiel immer wichtig, dass er nicht so viel Fernsehen sieht. Dies macht er jetzt aber viel mehr, da ich einmal am Tag eine kleine Pause brauchte oder Zeit um das möglichst gesunde Mittagessen zu kochen. Mein Kind ist ein sehr aktives lautes Kind, ein aufgeweckter kleiner Junge. Er sitzt nicht brav am Tisch und malt während ich den Haushalt mache. Wenn er um 19 Uhr schläft, bin ich vom Tag völlig kaputt und schaffe teilweise den Haushalt nicht mehr. Meinem Mann geht es ähnlich, er ist jeden Tag über 12 Stunden aus dem Haus.
Nebenbei bin ich ja noch schwanger. Was bedeutet, dass mein Sohn zu allen Arztterminen mitkommen muss. Das ist unheimlich Kräftezehrend und ich kann mich auf diese Schwangerschaft nicht im Ansatz konzentrieren oder einlassen.“
„Ich gleich mich noch mehr aus als vor der Pandemie. Ändern kann ich es eh nicht aber meine Einstellung. Think Pink! Wir lernen im Moment alle mit einem Ausnahmezustand zurechtzukommen. So etwas schweißt zusammen oder entzweit.“
„Man ist inzwischen „coronamüde“, Man kann den Kindern nur noch schwer manche Dinger erklären.
Der Weg, nicht alles über Medien (TV, Handy) zu kompensieren und sich an die eigenen „Guck-Zeiten“ zu halten, wird immer schwerer.
Man muss immer wieder kreativ werden und die Kinder „bei Laune halten“. Das zerrt an den Kräften, da man nebenbei ja auch noch Arbeit, Haushalt etc hat. Man kommt selbst viel zu kurz. Vorher schon sehr wenig Zeit für sich selbst, inzwischen so gut wie gar keine Zeit mehr für sich selbst.
Man bekommt Angst/ Zukunftsangst: Wie wird die Einschulung? Wie soll das erste Schuljahr nur werden? Die Erzählung über das Homeschooling sind zum Teil erschreckend. Bsp. Aussage einer Lehrerin „Wer möchte von euch möchte den freiwillig ein Jahr wiederholen?
Halbe Std. am Tag Homeschooling seitens der Schule, den Rest müssen die Eltern übernehmen. Wie soll das gehen, wenn man berufstätig ist? Und dann noch bei 1.Klässlern? Mir graut es davor.
Gleichzeitig ist man wütend: Bsp. Lolli-Test (hey super), dann Rückruf ohne Erklärung seitens der OB oder der Stadt. Es gibt keine genauen Infos dazu. Generell ist man wütend über die Informationspolitik, fühlt sich von der Stadt im Stich gelassen. Friseure dürfen öffnen, aber die Kinder nicht in die Schule, haben keine Möglichkeit ihre Freizeit durch Sport zu gestalten (außer draußen, total super bei der Kälte und mit Pollenallergien)!
Kinder sind die diszipliniertesten Maskenträger, die ich kenn und kommen dennoch durchweg zuletzt dran – an ihnen kann man halt keine Wählerstimmen gewinnen noch Geld machen.
Und das macht uns Eltern unglaublich wütend, wie sehr man das seit über einem Jahr zu spüren bekommt.“
„Es hat mich unheimlich traurig gestimmt, zu sehen, wie sehr meinem Sohn seine Sozialkontakte fehlen. Schnellstmöglich habe ich Theodor in der Notbetreuung angemeldet.“
“Manchmal erschrecke ich vor mir selbst, wie angespannt ich bin und wie schnell mich nur eine kleine “Trödelei” am morgen aus der Ruhe bringt. Wir sind generell relativ gut durch die Zeit gekommen durch “schichten” der Arbeitszeiten, abwechselnde Betreuung und kompletter Verzicht auf eigene Auszeiten. Wir hätten zwar wegen einem systemrelevanten Beruf Anspruch auf Notbetreuung gehabt, diese aber nicht genutzt. Wir wussten, dass die Umsetzung unserem Sohn nicht gut tut, wenn z.B. seine Gruppenerzieherinnen nicht da sind, sondern die beiden anderen aus der Kohorte. Und trotzdem merken wir mit der Zeit, wie auch unsere Belastungsgrenze erreicht ist. Wir schimpfen schneller, sind angespannt, vieles wird schwerer.”
„Ich konnte wesentlich mehr Zeit mit meinem Kind verbringen, was ich und sie sehr genossen haben. Die Morgende waren viel entspannter durch z.B.Homeoffice. Kein Zeitdruck zum Abgeben und Arbeitsstart. Das war richtig super. Kein Wecker klingeln. Einfach nach unserem Rhythmus leben.“
2.4 Auswirkungen auf das Gesamtsystem Familie
In vielen Familien wird die Betreuungszeit der Kinder aufgeteilt. Beide Elternteile zerreißen sich zwischen Kinderbetreuung und ihrer eigenen Arbeit. Zum Teil geben sie sich abwechselnd „die Klinke in die Hand“, gemeinsame Zeit als Gesamtfamilie fällt bisweilen vollständig aus.
Diese psychischen Belastungen der Gesamtsituation führen zusätzlich zu einer enormen körperlichen und mentalen Anspannung. Innerfamiliäre Konflikte häufen sich. Die Familien haben zum Teil kaum noch Möglichkeiten, für einen guten Ausgleich zu sorgen.
Konflikte in bereits vorher konfliktgefährdeten Familien verschärfen sich, aber auch die Belastungsgrenze von „normalen“ Familien sinkt deutlich.
„Durch die vielen Zeit zu zweit, ist unser Sohn sehr auf mich fixiert. Wie soll es werden wenn in wenigen Wochen das Baby auf der Welt ist? Alle haben mir geraten, dass er sich ein wenig auf andere Menschen konzentrieren sollte. Aber es geht nicht. Für meinen Mann ist es schwierig. Er kann die Schwangerschaft nicht miterleben, weil er beispielsweise nicht mit zum Arzt darf und sein Sohn fordert immer nur nach der Mama. Für uns als Ehepaar ist dies auch sehr Kräftezehrend. Da ich mich zu wenig unterstützt fühle und das Wochenende einfach viel zu kurz ist um alles aufzufangen was in der Woche liegen geblieben ist.“
„Belastend ist einfach wenn man sich doppelt und dreifach Schlagen muss und eine Betreuung in der Kita nicht oder nur eingeschränkt möglich ist.“
„Berufsmäßig konnten wir die Zeit der häuslichen Betreuung unter Zurückstellung eigener Hobbies und Reduzierung der Arbeitszeit regeln – der Arbeitgeber meines im Home-Office im Energie-Sektor arbeitenden Mannes zeigte sich verständnisvoll und unser Sohn hat sich gut allein (natürlich unter Aufsicht eines Erwachsenen) beschäftigen können, wenn ich selbst meiner selbstständigen Berufstätigkeit als (Zahn-)Ärztin eingeschränkt nachgegangen bin. Wir haben unsere Systemrelevanz im Sinne des Infektionsschutzes und unter vollständiger Aufrechterhaltung sämtlicher wirtschaftlicher Sektoren zurückgestellt.“
2.5 Auswirkungen für Alleinerziehende
Rückmeldungen von Alleinerziehenden zeigen, dass sich Alleinerziehende sehr isoliert fühlen.
Zudem kommt die ständige Angst, sich selber zu infizieren und zu erkranken. Denn was passiert im Falle einer Corona-Erkrankung der Mutter mit dem Kind bzw. den Kindern? Was geschieht mit den Kindern bei einem eventuellen Krankenhaus-Aufenthalt?
Die Ängste und Sorgen können die Alleinerziehenden meist nicht mit dem anderen Elternteil teilen, “Durchschnaufpausen” gibt es noch weniger als im Familienverbund und in den meisten Fällen muss die Vereinbarkeit von Kinderbetreuung und Beruf alleine gemeistert werden. Zwar wurden Alleinerziehenden vor allem im zweiten Lockdown bereits in der Stufe 1 als anspruchsberichtigt für die Notbetreuung eingestuft, dennoch haben sich auch hier viele Elternteile gegen die Notbetreuung entschieden.
Oft kommt es auch zu Schwierigkeiten im Rahmen der Besuchsregelungen oder auch zu Streitigkeiten unter den beiden Elternteilen, die im schlimmsten Fall sehr gegensätzliche Meinungen zum Thema Maßnahmen und Schutz vor einer Corona-Infektion haben und unterschiedlich handeln.
„Eine Freundin von mir ist alleinerziehend mit 3 Kindern, 14,12 und 4 Jahre alt. Sie arbeitet systemrelevant 2 Vormittage pro Woche in einer Arztpraxis. Dadurch, daß der Vater der Kinder nicht immer präsent ist, sind gerade die Zeiten der Notbetreuung des 4jährigen Kindes m. E. eine Zumutung für die Mutter, da sie diese ja nur die Zeiten der Berufstätigkeit dafür nutzen kann. Zum Glück hat sie ihre Eltern in der Nähe, die aber auch zur Coronarisikogruppe gehören, um Betreuungsengpässe überbrücken zu können. Ich persönlich finde es ein Unding, daß Alleinerziehende damit absolut allein gelassen werden, genauso wie Eltern, wo ein Elternteil nicht dauerhaft vor Ort ist (Montage o.ä.), schließlich hat nicht jeder Eltern in der Nähe oder andere Betreuungsmöglichkeiten.“
„Ich bin alleinerziehende Mutter von einem 3 jährigen Mädchen. Seit 2 Jahren lebe ich in Scharbeutz, der Vater ist Schweizer.
Für mich während der Kita Schließungen bezüglich Covid-19 besonders schwierig, da meine Familie nicht hier lebt und der Vater meiner Tochter wegen Quarantänebestimmungen sein Umgangsrecht auch nicht wahrnehmen konnte.
Nicht nur für mich sondern auch für meine Tochter ist das eine schwierige und nicht schöne Erfahrung, auf einmal kein soziales Umfeld zu haben, alles ist geschlossen, kein Papa da, keine Oma darf mehr besucht bzw. zu Besuch kommen, Kinder sind auch keine da zum erlaubten spielen und schon kann man seinem Leben nicht mehr wirklich gerecht werden.
Alle Arbeiten des täglichen Lebens müssen trotzdem bewältigt werden, in eigener Verantwortung.“
„Anfangs, als die Kinder von „Alleinerziehenden" noch nicht in der Notbetreuung waren, sicherlich der absolute Super-Gau für die Eltern – außer (unbezahlten) Urlaub oder die Inanspruchnahme von Betreuungspersonen außerhalb des Haushalts sicherlich nicht leistbar. Dass die Kinder relativ schnell in die Notbetreuung dürften, brachte sicherlich eine große Erleichterung – sowohl bei den Eltern als auch beim Arbeitgeber (ich betrachte das ebenfalls aus der Arbeitgeberperspektive als selbstständige Zahnärztin in eigener Praxis mit einem sehr frauenlastigen Mitarbeiterstamm).“
2.6 Auswirkungen für die Vereinbarkeit von Familie und Beruf
Die Vereinbarkeit von Familie und Beruf zeigte sich nur dann gegeben, wenn die Arbeitgeber*innen ihre Mitarbeiter*innen großzügig zur Betreuung der Kinder freigestellt haben. Homeoffice wurde sehr oft zu einer Herausforderung, die sowohl den Eltern als auch den Kindern über den Kopf gewachsen ist. „Mama beziehungsweise Papa muss das noch schnell fertig schreiben“ ist ein Satz, den die Kinder viel zu oft gehört haben. Arbeit vs. Kinder – eine Seite kommt immer zu kurz. Leider hat es sehr lange gedauert, bis auch in der politischen Ebene und bei den Arbeitgeber*innen die Erkenntnis angekommen ist, dass Kinderbetreuung und Arbeit im Homeoffice nicht vereinbar sind. Zudem gibt es viele Berufe, die nicht im Homeoffice ausgeführt werden können und die nicht zu den systemrelevanten Berufen gehören.
Besonders nach dem ersten Lockdown und den damit verbundenen KiTa-Schließungen war das Entgegenkommen vieler Arbeitgeber*innen aufgebraucht.
Die finanzielle Unterstützung der Bundesregierung in Form von Lohnersatzfortzahlung hat sich in der Praxis nicht bewährt. 67 Prozent des Gehaltes sind nicht im Ansatz existenzsichernd - die Vorgaben, um überhaupt anspruchsberechtigt zu sein, sehr hoch. Zudem wurden etliche Eltern von ihren Arbeitgeber*innen massiv unter Druck gesetzt, denn die Arbeit muss ja trotzdem irgendwie erledigt werden.
Die neue Regelung zu den Kinderkrank-Tagen ist ein guter Ansatz zur Unterstützung von Familien, dennoch bleiben auch hier viele Nachteile, die die Eltern oftmals daran hindern, diese konsequent zu nutzen. So sind privat-versicherte Familien von dieser Regelung ausgeschlossen.
Insgesamt haben die meisten Eltern unter Aufbietung aller Kräfte versucht, sowohl ihren Kindern zeitlich gerecht zu werden, als auch ihre Arbeitsleistung unvermindert anzubieten. Denn im Hinterkopf ist immer die Angst vor einer Kündigung, denn Eltern sind ohnehin oftmals nicht die attraktivsten Arbeitnehmer*innen.
Unterstützung für Selbstständige gab es keine, diese sind weiterhin komplett auf sich alleine gestellt.
Mittlerweile haben viele Untersuchungen und Studien gezeigt, dass sich vor allem die Rolle der Frau wieder zurückentwickelt hat. Natürlich gibt es auch viele positive Beispiele von Familien, in denen sich beide Elternteile gleichberechtigt die Betreuung und sonstige Aufgaben geteilt haben, oftmals wurde die sogenannte “Care-Arbeit” aber doch von den Frauen ausgeübt.
“Homeoffice bei beiden Eltern? Nicht möglich! Kinder brauchen Aufmerksamkeit und diese Fordern sie (zurecht) auch ein. Unbeschwertes Arbeiten ist zu Hause mit Kindern nur möglich wenn ein Elternteil (oder Grosseltern, Ich gönne jedem Grosseltern in der Nähe zu haben, die wir leider nicht haben) den Nachwuchs betreut. “
“Arbeiten "ausser Haus" hat sich grundlegend geändert. Heute habe ich manchmal bedenken mit den Kindern an der Schule zu Arbeitern und danach nach Hause zu gehen. Die Anzahl der Kontakte steigt dann enorm und ich möchte natürlich gesund und frei von Viren wieder nach Hause gehen. “
“Da der überwiegende Anteil an Care-Arbeit durch Mütter geleistet wird (wobei ich die Betreuung der Väter oder weiterer Familienmitglieder in keinster Weise schmälern möchte), ist das Frauenbild im Berufsalltag mit Sicherheit um mind. 50 Jahre zurückgefallen – „Mütter müssen sich um die Kindern kümmern, wenn sie nicht in die Kita oder Schule können – dann fallen sie öfter bei der Arbeit aus!"
2.7 Auswirkungen auf die Erziehungspartnerschaft Eltern – KiTa
Sowohl Eltern als auch das pädagogische Fachpersonal haben das Gefühl, dass die Pandemie einen Prozess der Entfremdung verursacht hat. Gespräche über den KiTa-Alltag der Kinder sowie das Thema Elternarbeit insgesamt haben sich stark verkürzt, sodass manche Eltern das Gefühl haben, nur wenig über die Zeit der Kinder, die in der KiTa verbracht wird, zu wissen.
Fast in allen Fällen ist die Beziehung zwischen den Eltern und dem pädagogischen Fachpersonal sehr schwach geworden, wenn die Kinder langandauernd zu Hause betreut worden sind.
Viele Mitarbeitende der KiTa nahmen sich Zeit, eine Verbindung zu den Kindern zu halten, indem sie digital Kontakt aufnahmen oder dem Kind per Post Arbeitsmaterialien zukommen ließen. Die Häufigkeit dieser Vorgänge wurde von den Eltern sehr unterschiedlich wahrgenommen. Dennoch wurden hier viele kreative Lösungen gefunden, die leider nicht flächendeckend genutzt wurden.
Insgesamt sind die Eltern sehr dankbar für das pädagogische Fachpersonal, das auch für die Kinder da war, als die Gefahrensituation unklar war.
Während der KiTa-Schließungen gab und gibt es weiterhin viele Auseinandersetzungen und Diskussionen um Systemrelevanz oder nicht, wer ist anspruchsberechtigt und wer entscheidet dies überhaupt? Das hat zu vielen Konflikten und Spannungen auf KiTa-Ebene geführt, welche nach der Pandemie Stück für Stück wieder gelöst werden müssen, damit wieder eine vertrauensvolle Basis geschaffen werden kann.
„Die Kommunikation ist unheimlich schwierig. Ich habe das Gefühl, dass sowohl die Leitung als auch die Erzieher für uns jederzeit erreichbar sind, aber durch den fehlenden Kontakt verliert man sich und das Vertrauen doch ein Stück. Was mich besonders wütend und traurig macht ist, dass Gefühl das die Kita die Hände hebt und sagte dass sie nichts für die Maßnahmen können. Ich weiß dass dies der Wahrheit entspricht aber ich habe auch nicht das Gefühl, dass die Kita sich wirklich andere Maßnahmen wünscht. Ich habe, nicht nur von den Mitarbeitern der Kita meines Sohnes, das Gefühl das viele Erzieher/innen die Kinder als Überträger des Virus sehen und das sie ihre eigene Gesundheit über die des Wohles der Kinder stellen. Dabei können sie Maske tragen, sich impfen und sich testen lassen. Was wollen sie denn noch? Für immer die Kinder ausschließen? Man hört immer nur von der Mehrlast der Erzieher/innen aufgrund der vielen Vorgaben. Aber das sie seit Monaten durchgängig weniger Kinder als der Personalschlüssel vorgibt betreuen, kaum noch Elternarbeit leisten oder Aktivitäten organisieren, das wird totgeschwiegen.
Es wird auch nicht nach Lösungen gesucht für Kinder die lange zu Hause sind. Wenn die Gruppen beispielsweise in der Regel unter den geforderten 30 bzw 70% Auslastung liegen, wieso gibt es dann keine Möglichkeit eine Art Wechselmodell für alle Kinder zu ermöglichen sodass sie wenigstens an beispielsweise wenigen festen (!) Tagen in die Kita dürfen?
Wie lange soll das noch so weiter gehen?“
„Unsere Kita hat sich während des ersten Lockdowns einmal gemeldet in drei Monaten, während der zweiten Schließung haben wir immerhin einmal Post bekommen und ein zweites mal durften wir ein paar Arbeitsblätter und ein paar Bastelideen abholen. Ich bin jedoch menschlich sehr enttäuscht von unserer Kita. Wir sind eine kleine Kita mit drei Gruppen, gefühlt war es immer sehr eng und alle waren im guten Austausch untereinander. Wenn aber jeden Tag 4 Vollzeitkräfte bei voller Bezahlung nicht in der Kita benötigt werden (denn die Nutzung der Notbetreuung war wirklich im gesamten Zeitraum minimal), dann erwarte ich tatsächlich mehr als ein paar kopierte Arbeitsblätter für die Kinder zu Hause. Und wir sprechen hier über einen Zeitraum von mehreren Monaten! Geburtstagskinder wurden nicht angerufen! Wo bleibt denn bitte hier das pädagogische Selbstverständnis? Tatsächlich ist hier eine menschliche Bindung kaputt gegangen, zurück bleibt Enttäuschung und Unverständnis.“
„Die Beziehung ist bei uns sicherlich enger geworden, da wir sehr viel besprochen haben. Wir haben nun eine vertrautere Beziehung als vor der Pandemie. Die Kitaleitung steht ebenfalls total unter Strom micht nur die Eltern.“
„Während der Lockdowns haben die Kita-Mitarbeiterinnen über Whatsapp Kontakt zu den Kindern gehalten. Sie haben Videos von singenden, vorlesenden, bastelnden, grüßenden, tanzenden etc. Erzieherinnen geschickt, um in Verbindung mit Kindern und Eltern zu bleiben. Dafür sind wir sehr dankbar, da wir das Gefühl hatten, nicht vergessen und nicht allein gelassen worden zu sein, sondern eher mental unterstützt. Auch unsere Tochter hat sich über die Nachrichten gefreut und die Erzieherinnen sind ihr während der Zeit vertraut geblieben.“
„Wir haben von Eltern gehört, die während der kompletten Kita-Schließung nichts von den Kitas gehört haben. Dabei haben sie sich allein gelassen gefühlt. Ihre kleineren Kinder wollten nach der Öffnung nicht mehr in die Kita.“
„Dadurch, dass das Plaudern mit den Erzieherinnen beim Bringen und Abholen unserer Tochter quasi wegfällt, ist nicht mehr ganz so viel Leichtigkeit im Kontakt miteinander vorhanden. Viele Informationen über den Alltag und die Erlebnisse der Kinder gehen auf diese Weise verloren.“
„In meiner Einrichtung eher gestärkt als geschwächt – die Notbetreuung wurde relativ unbürokratisch gewährt. In vielen anderen Einrichtungen sicherlich durch Diskussionen wegen einer Anspruchsberechtigung auf Notbetreuung verschlechtert, ggf. bis zum Wechsel der Einrichtung.“
2.8 Auswirkungen der Regelung zur Erstattung der Elternbeiträge
Undurchsichtig erschien in vielen Fällen die Verfahrensweise bei der Berechnung der Elternbeiträge für die KiTa-Kosten. Die Information, in welcher Weise die Eltern die Kosten weitertragen müssen, trotz teilweiser finanzieller Einbußen durch Betreuungsurlaub oder Kurzarbeit, kam häufig entweder zu kurzfristig oder unzureichend verständlich. Vor allem die Regelung für den eingeschränkten Regelbetrieb stößt bei Eltern auf viel Kritik, Unverständnis und Wut. Eltern müssen teilweise einen kompletten Monatsbeitrag bezahlen, obwohl das Kind lediglich einmal in der Woche betreut wird. Hier entstehen große Diskrepanzen und auch Wut, vor allem wenn in Zeiten der Notbetreuung auch die Eltern wiederholt entlastet werden, die anspruchsberechtigt im Rahmen der Notbetreuung sind, zum Teil regulär arbeiten können ohne finanzielle Einbußen und dann zusätzlich die KiTa-Gebühren erstattet bekommen.
Viele Eltern fühlen sie hierbei sehr ungerecht behandelt, zudem sind etliche Familien ohnehin finanziell extrem belastet. Und da werden in der Regel die Mehrkosten im eigenen Haushalt (zusätzliche Lebensmittel, vermehrte Strom – und Wasserkosten, Einkauf von Bastelmaterialien etc.) gar nicht mit einberechnet.
„Mein Sohn war im März 3 (!) Tage (!) in der Kita (mehr durfte er nicht wegen eingeschränktem Regelbetrieb). Mir wurden für diese Einzeltage aber jeweils die vollen Wochen berechnet.
Wäre wohl laut Landesverordnung so – weder ich – noch die Leitung – wurde jedoch vorab darüber informiert.
Zu Zeiten dieser Pandemie, wo das Geld eher knapp ist, dann auch noch so viel Geld anzurechnen, fand ich eine bodenlose Frechheit.“
2.9 Weitere Erfahrungsberichte
“Sehr geehrte Landeselternvertreter, gern möchte ich Ihnen meine Situation zuhause schildern: Ich bin Mutter von zwei Kindern, die derzeit zuhause betreut werden müssen. Meine Tochter ist 2 Jahre und 10 Monate und mein Sohn ist mittlerweile 3 Monate. Meine Tochter ist seit 15.12.2020 zuhause, mit einer kurzen Unterbrechung von 3 Wochen in denen die Kitas im Regelbetrieb im Kreis Segeberg arbeiteten. Mein Mann arbeitet im systemrelevanten Bereich einer Versicherungsgesellschaft. Die Großeltern der Kinder befinden sich auch nicht in der Nähe. Bereits in der Schwangerschaft betreute ich meine Tochter hochschwanger allein. Jeden Tag auf den Spielplatz, bei Wind und Wetter um ihr die Möglichkeit zu geben auf andere Kinder zu treffen und die nötige Bewegung zu bekommen, welche ein Kind in diesem Alter benötigt. Andere Aktivitäten außer Haus sind bereits seit Monaten nicht möglich und teilweise waren Treffen mit anderen Familien/ Elternteilen mit Kindern sogar verboten. Mein Wochenbett war in keinem Fall nur im Ansatz ruhig, so wie es Hebammen empfehlen. Der gebuchte Rückbildungskurs ist mit zwei Kindern nicht im Ansatz durchführbar. Wir hängen hier 24 Stunden aufeinander und das seit Geburt meines Sohnes. Kinder benötigen Kontakt zu Gleichaltrigen. Ich als Mutter kann ihr auf Dauer nicht das Spiel ermöglichen, welches sie benötigt und muss mich zwischendurch auch um meinen Säugling kümmern. Meine Tochter vereinsamt langsam. Sie ist es gewöhnt mit Kindern zu spielen und liebt den Kindergarten. Dort trifft sie ihre Freunde. Ein Geschwister zu bekommen ist sicherlich schön, aber bedeutet auch in diesem Alter eine Ausnahmesituation für alle. Meine Tochter wird jeden Tag damit konfrontiert, etwas Abstand durch die Kita würde es ihr einfacher machen. Wir als Eltern, und ich als Mutter kommen an unsere Belastungsgrenze. Ab Montag befindet sich der Kreis Segeberg wieder im Regelbetrieb unter Pandemiebedingungen. Leider wird meine Tochter aufgrund meiner Elternzeit nach wie vor nicht betreut. Diese Stufe empfinde ich nun noch mehr als Ausgrenzung. Wenn 75 % der Kinder in der Gruppe betreut werden können, dann stelle ich mir natürlich die Frage, warum die Betreuung der restlichen 25 % noch weiterhin ausgeschlossen ist. Wie soll ich das meiner 3-jährigen Tochter erklären? Jetzt müssen wir 21 Tage warten und hoffen, dass die Inzidenz unter 100 bleibt? In Hamburg und anderen Bundesländern werden Kinder auch betreut, wenn ein Elternteil in Elternzeit ist, warum in SH nicht? Wo ist die Perspektive?”
“Unsere Situation im zweiten und aktuell dritten Kita-Lockdown ist die Folgende: Mein Mann arbeitet aktuell voll und nur ab und an mal einige Tage in Kurzarbeit. Wenn er arbeitet ist er morgen 6.45 Uhr aus dem Haus und kommt gg. 18 Uhr wieder. Ich bin im Home-Office mit 32 Wochenstunden tätig. Zum Glück einigermaßen flexibel mit Gleitzeit (6-21 Uhr sind die möglichen Zeiten). Unser Tag einmal in Kurzversion: Morgen zw. 5 und 6 beginnt der Tag. Eins der Kinder ist wach und möchte beschäftigt werden. Ich mache die Kinder dann meist fertig und setze mich gg. 6 Uhr das erste Mal an den PC zum Arbeiten. Von 6-7 Uhr habe ich wie gesagt noch ungefähr die Unterstützung meines Mannes. Von 7-9.30 Uhr versuche ich neben dem Homeoffice die Kinder mit TipToi, Kneten, Malen oder Fernsehen abzulenken. Leider viel zu oft das Letztere. Von 9.30-12 Uhr heißt es dann Kids betreuen, inkl. Essen machen und ggf. noch etwas Haushalt. 12.00 Uhr geht meine kleine Tochter dann zum Mittagsschlaf (max. 30 Minuten, da sie sonst abends nicht vor 21 Uhr schlafen möchte). In den 30 Minuten versuche ich entweder zu arbeiten oder meinem Sohn einmal die volle Aufmerksamkeit zu geben. Spätestens 13 Uhr wird geweckt und dann bis 18 Uhr volle Kinderbetreuung. Wenn mein Mann dann da ist, setze ich mich von 18-21 Uhr an den PC um meine Sollstunden zu schaffen. Wenn die Kinder sich tagsüber mal gut alleine beschäftigt haben, habe ich ggf. abends nur noch 1 bis 2 Stunden über… Jetzt zum emotionalen Teil dabei: Als Mutter fühlt man sich sehr schlecht dabei, wenn die Kinder teilweise 3 Stunden am Tag fernsehen, damit man seine Arbeit schafft. Folge bei den Kindern ist, dass sie nach solchen Tagen regelrechte „A…-Kinder“ sind und auf nichts hören, hyperaktiv werden und gar nicht wissen, wo sie mit der Energie hinsollen. Ich bereue es jedes Mal, wenn es nicht anders ging. Es ist für uns alle eine immense Belastung. Wenn jemand sagt, dass die Kinder nichts davon mitbekommen, dann irrt dieser gewaltig. Thies saß neulich beim Abendbrot und weinte, weil er es vermisst einfach mal am Strand zu sein; weil er gerne mit seinem besten Kumpel aus Mecklenburg-Vorpommer wieder spielen möchte; weil er es einfach nicht versteht, was da gerade los ist. In den 6 Wochen, in denen er in die Kita und seine Schwester zu Tagesmutter durfte, waren alle entspannter. Ich habe von 7.45-14.15 Uhr meine Arbeit geschafft. Und den Haushalt von 14.15-14-45 Uhr noch machen können ohne weinende Kinder, weil eine Aufmerksamkeit gefehlt hat. Die Kinder waren ausgelastet und haben freudig von den Spielen mit anderen Kindern berichtet. Klar, unseren Kindern geht’s gut. Wir haben gefühlt einen eigenen Kindergarten hier. Mit Spielhaus im Garten, Rutsche, Schaukel, Sandkasten, usw.. Auch drinnen viel zur Corona-Zeit dazu gekauft (Schwungbücher und Ausschneidehefte, Malbücher, Bastelkram, usw.) Aber man merkt es den Kindern an, dass Ihnen die sozialen Kontakte fehlen. Nach dem 2. Lockdown wollte Thies niemanden mehr zum Spielen hier haben und hat sich über keinen Freund gefreut und wollte alleine sein. Es hat von den 6 Wochen Kita, alleine 4 Wochen gedauert, bis er wieder freudig mit seinen Kumpels gespielt hat. Es macht auch eine Kindheit mit 4,5 Jahren leider etwas kaputt. Da kann man eine gute Mutter sein, wie man möchte, aber die sozialen Kontakte mit den Kids kann man nie ersetzen, selbst wenn man eine „Katze“ oder „Schildkröte“ spielt und im Garten krabbelt oder das Trampolin zum Piratenschiff macht. Es fehlt vieles, was im Kindergarten erforscht wird. Ohne die Eltern. Das „Abnabeln“ gehört nun mal auch dazu und gehört zur Entwicklung. Und Abnabeln können Sie sich aktuell nun einfach nicht. Ich habe zum 2. und 3. Lockdown jedes Mal geweint und wusste erst nicht, wie ich es wieder schaffen soll. Aber irgendwie wird es schon klappen müssen, dachte ich mir und schwupps, ist man auch schon am Funktionieren, aber aktuell nicht mehr am freudigen „Leben“. Die ganze Situation schlaucht und ich hoffe, dass die Kids einfach wieder in die Kita können. Es würde auch eine tageweise Betreuung schon helfen, wenn wir Kohorten bilden und die Kids sich abwechseln. Es bringt keinem von uns was, wenn die Eltern schlecht gelaunt sind, weil sie Arbeit und Kinder nicht unter einen Hut bekommen und die Kinder schlecht gelaunt sind, weil sie es alles nicht verstehen, warum Mama da ist, aber keine Zeit hat. Ich wünsche mir aber eigentlich sehr, dass die Kitas einfach geöffnet werden und nur dann geschlossen werden, wenn ein Fall auftritt. Entweder im Umkreis oder bei den Kids.”
“Wir sind beide berufstätig mit einem Vorschulkind und einen knapp 4 jährigen Kind. Wir haben weder Anspruch auf Notbetreuung noch auf die extra corona Kinderkranktage, denn die Kinder müssen privat über meinen Mann versichert sein. Wir haben vor Ort leider keine Oma + Opa Betreuung und sind somit auf jegliche Art und Weise auf uns allein gestellt, was die Situation eigentlich nicht mehr tragbar macht. Mal von den ersten beiden lockdowns abgesehen, die uns oft an den Rand der Verzweiflung gebracht haben, man sich zwischen Arbeit, Kinderbetreuung und Haushalt zerrissen hat, frage ich mich, wie das Ganze perspektivisch für Kinder und Eltern weitergehen soll. Sollen wir den Kindern nun alle paar Wochen erklären, dass sie auf unbestimmte Zeit zu Hause bleiben müssen. Mal für 5 Tage, mal für 5 Wochen oder sogar Monate?! Wie kann es sein, dass eine inzidenz von 165 beschlossen wird und in SH wieder mal Sonderregelungen getroffen werden, wo es doch immer hieß Schulen und Kitas als erstes auf und als letztes zu?! Die Kräfte sind erschöpft und bei dem Gedanken, dass ich dann zusätzlich ab August ein kind beschulen muss, wird mir Angst und Bange. Am Ende des Tages läuft es darauf hinaus dass das Elternteil, das weniger Stunden arbeitet und weniger verdient im Zweifelsfall seinen Job aufgeben muss, um die Situation irgendwie managen zu können. Es fühlt sich perspektivlos und angsteinflößend an, um ehrlich zu sein...
Achso vielleicht noch ergänzend: mein Mann ist zu 100% im HO und telefoniert zu 70% des Tages und ich bin zu 80-90% im Büro, denn ich mache das Office Management, Post und die persönliche Betreuung der Handwerker.”
“Wir sind eine Familie mit einem Baby und einem 4jährigen Sohn, unsere Verwandtschaft wohnt weit weg und kann uns bei der Betreuung nicht unterstützen. Der erste Lookdown (Da war ich zu Beginn im 5. Monat schwanger.) hat uns vor sehr viele Herausforderungen gestellt. Mein Mann und ich arbeiten beide 40 Stunden, was bei den Lebenskosten rundum Hamburg einfach notwendig ist. Ich konnte im Home-Office zum Glück gegen 5 Uhr beginnen. Bei meinem Mann in der Firma haben sie eine Spätschicht eingführt und er konnte somit um 14 Uhr beginnen. Die Zeit zwischen meinem Feierabend und seinem Aufbrechen zur Arbeit war schwierig zu überbrücken und lief zum Großteil über Fernsehen, was man sich als Elternteil in dem Kindesalter nicht wünscht. Richtiges Familienleben gab es unter der Woche gar nicht mehr. Dann begann meine Elternzeit mit unserem Neugeborenen und zumindest die folgenden Schließungen der Kita waren so besser zu händeln. Wenn ich allerdings daran denken wieder im Sommer zu Arbeiten, dann irgendwie zwei Kinder Zuhause zu betreuen neben dem Home-Office, wird mir schlecht. Wie soll das funktionieren? Wir haben keinen Anspruch auf Notbetreuung, da unsere Berufe nicht als systemrelevante gelten. Für die Kinder wird es dann noch schlimmer. Bis jetzt ist es schon immer schwer ihnen gerecht zu werden. Sie müssen extrem zurück stecken. Dürfen nicht großartig mit Freunden spielen, keine Freizeitangebote wahrnehmen und Besuche bei Großeltern sind auch nicht gerne gesehen. Die Nerven als Eltern liegen oft blank, man wird schneller laut und ein Streit kommt somit auch schneller auf.
Unsere Kita und deren Mitarbeiter sind super und verdienen ein großes Lob. Sie lassen die Kinder immer wieder gut angekommen - egal wie lange sie Zuhause bleiben mussten. Das Kohorten-Konzept funktioniert, ist für die Kinder aber oft etwas unverständlich. Für Kinder ist Zeit etwas völlig anderes als für Erwachsene!
Egal wie toll sie das ganze erste Jahr mit Corona gemeistert haben. In den kleinen Köpfen hat sich viel verändert und das nicht zum Positiven.”
„Ich habe selbst drei Kinder (8,5 und 3) und keinen Anspruch auf Notbetreuung. Dadurch habe ich meine Kinder in beiden Lockdowns durchgehend zu Hause gehabt. Besonders der Mittleren hat der Kindergarten dieses mal sehr gefehlt. Es ist letztes Jahr, bevor sie in die Schule kommt. Sie war oft traurig und antriebslos. In unserer Familie arbeitet mein Mann in Teilzeit um die Kinder zum Kindergarten und Schule zu bringen und ich arbeite in Vollzeit. Durch die Pandemie sind wir leider wieder sehr in die alten Geschlechterrollen zurückgefallen. Mein Mann geht weiterhin jeden Tag aus dem Haus um zu arbeiten und ich bleibe zu Hause, um mich um die Kinder zu kümmern. Meinem Vollzeitjob muss ich ganz nebenbei auch noch nachkommen und natürlich das Homeschooling für unseren 3.Klässler. Ich arbeite also von zu Hause im Homeoffice, kümmere mich um die Kindergarten Kinder und unterrichte das Schulkind. Und das Ganze über mehrere Monate.
Von Kita hören insgesamt wenig, einmal in der Woche dürfen wir uns Bastelmaterial abholen. Von einer Erziehungspartnerschaft kann hier nicht die Rede sein. Wir sind sehr enttäuscht, weil wir es aus einer anderen Kita anders kennen. Dort wurden kurze Videos aufgenommen und den Eltern zur Verfügung gestellt, damit der Kontakt zwischen Kindern und Erziehern ein wenig bestehen bleibt.“
"Ich begreife nicht, warum die Erzieherinnen und Erzieher sich allein um Impftermine kümmern müssen. Bei uns in der Kita gibt es immernoch Personal, dass bei der Termin-Lotterie bisher kein Glück hatte. Wir haben so sehr gehofft, dass die Impfungen in der Kita für mehr Planungsicherheit sorgen. Die Wirtschaft redet von Betriebsärzten, die Kliniken haben sich selbst gekümmert und wer nimmt das mal bei den Kitas in die Hand? Wie sollen die das im laufenden Kita-Betrieb denn hinbekommen? Wir können nur beten, dass alle vor der Öffnung der Impfzentren für weitere Gruppen versorgt sind. Eltern können da nur den kürzeren ziehen. Wir können nicht fordern, dass das Kita-Personal sich an die Front stellt. Das würde doch das Vetrauen zueinander schwer belasten. Also wird darauf gesetzt, dass Eltern es schon irgendwie hinbekommen. Vereinbarkeit von Familie und Beruf sollte aber keine Einbahnstraße sein. Man kann den Eindruck bekommen, dass dabei aber gern zuerst an den Eltern und den Kitas gespart wird. Allzu oft müssen wir uns unterschwellig anhören, dass wir unsere Kinder abschieben um Karriere zu machen. In Wirklichkeit erwartet man von uns, dass wir einfach immer funktionieren. Welchen Wert haben denn Familien mit Kindern wirklich? Mit guten Wünschen ist niemandem geholfen."
Undurchsichtig erschien in vielen Fällen die Verfahrensweise bei der Berechnung der Elternbeiträge für die KiTa-Kosten. Die Information in welcher Weise die Eltern die Kosten weitertragen müssen, trotz teilweiser finanzieller Einbußen durch Betreuungsurlaub oder Kurzarbeit, kam häufig entweder zu kurzfristig oder unzureichend verständlich.
„Da ich 2020 schwanger war und danach in Elternzeit und somit als Betreuung zu Hause bin, haben wir direkt durch Corona keine finanziellen Nachteile, haben aber auch keinen Anspruch auf Notbetreuung. Mein Mann während der gesamten Pandemie regulär der Arbeit nachgehen.
Insgesamt führte insbesondere die Kita-Schließung im März 2020 durch die fehlende Tagesstruktur nach einer Zeit zur Verschlechterung der Laune und wiederkehrender Lustlosigkeit vor allem beim Kind. Es musste aktiv die Tagesstruktur geschaffen werden. Zunächst kann der Tag durch Basteln, Spielen im Garten und Spaziergänge etc. ausgefüllt werden, was auf Dauer sowohl für mich als auch für unsere Tochter nicht befriedigend war, weil die Abwechslung und vor allem die sozialen Kontakte fehlten. Wir Eltern konnten das Spielen mit anderen Kindern nicht ersetzen, da wir diese besondere Spielweise nicht beherrschen.
Als die Spielplätze geschlossen wurden, wurde auch das Spazierengehen erschwert, weil bei dem Kind absolute Verständnislosigkeit und Verwirrung herrschte, warum wir da plötzlich nicht mehr spielen durften. Wenn Bekannte mit Kindern auf der Straße getroffen wurden, haben sich die Kinder zunächst gefreut und sind dem natürlichen Impuls nachgegangen, sich näher zu kommen, durch die Reaktionen der Eltern auf sonst selbstverständliches Spielen wurden sie aber gleich verunsichert und auch wütend und verzweifelt. Mit der Zeit war die Atmosphäre im Haus angespannter, die Tage anstrengender, weil wir uns eingesperrt fühlten. Es war schwierig die eigene Verunsicherung vor dem Kind abzustreifen und ihr Sicherheit zu suggerieren.
Der Drang unserer Tochter nach sozialen Kontakten wurde immer lauter. Deutlich zu sehen war es als wir nach der Öffnung eines Zoos den Besuch gewagt haben. Unsere Tochter hat fast mehr auf die Kinder geachtet als auf die Tiere. Es war sehr schwer sie davon abzubringen, sich von den Kindern fernzuhalten. Vor allem, wenn sie miteinander spielende (Geschwister-) Kinder gesehen hat, wollte sie mitmachen. Irgendwann haben wir das Kindeswohl als gefährdet gesehen und haben mit einem befreundeten Paar beschlossen unsere Kinder ab und an zusammenspielen zu lassen, weil wir unsere Kinder nicht mehr leiden sehen konnten. Wie gut das den Kindern tat, war eindeutig zu sehen. Die Kita-Öffnung war eine Erleichterung für unsere Tochter und für uns als nun vierköpfige Familie. Das nimmt den Druck raus und macht vor allem die wichtigen sozialen Kontakte für unsere Tochter möglich, die so wichtig für die Entwicklung ihrer sozialen und emotionalen Kompetenz sind.
Unabhängig davon wie wichtig die Abstandsregeln sind, geht uns die Freiheit verloren frei und sorgenlos aufeinander zuzugehen und miteinander zu agieren, die Kinder auf dem Spielplatz spielen zu lassen. Es ist immer eine Bremse im Hinterkopf vorhanden, die unsere Tochter spürt. Auch haben wir als Eltern mehr Sorge um die Kinder, wenn wir unterwegs sind und klammern mehr an sie – stecke dich nicht an, komme anderen Menschen nicht zu nahe, das ist unangenehm für sie.
Das sollte bei kleinen Kindern nicht sein. Menschen sind von Natur aus keine Einzelgänger, wir brauchen andere Menschen um uns herum und zwar mit Körperkontakt und nicht nur über Videoanrufe.
Durch diese imaginäre Barriere aber auch die politisch entschiedenen Schließungen gehen unsere Kindern keinen Freizeitaktivitäten am Nachmittag nach: Sport im Verein, Musikunterricht etc. Das sind auch Bildungschancen die entfallen.“
im Auftrag für die LEV S-H
Yvonne Leidner und Axel Briege
Vorsitz LEV S-H