Erst wenige Wochen im Amt ist es Sozialministerin Aminata Touré ein Anliegen, von Bildungs- und Erziehungspartner*innen des Kita-Systems zu erfahren, wo der Schuh drückt.
200 Teilnehmer*innen sind der Einladung gefolgt - eine, in den Augen der LEV - gelungene Veranstaltung, sich zu begegnen und auszutauschen.
Die Co-Vorsitzenden der Landeselternvertretung Schleswig-Holstein (LEV) - Sandra Moschell und Kerstin Hinsch - zusammen mit weiteren Mitgliedern der LEV haben die Gelegenheit genutzt, in Gespräche mit weiteren Partner*innen zu kommen und wichtige Positionen der LEV darzustellen:
Wie arbeiten KiTa-Fachkräfte und Eltern Hand in Hand? „Fachkräfte und Eltern brauchen hinreichend Zeit, kindzentriert und gemeinsam zu wirken. Zu oft gibt es angespannte Alltagssituationen, wie zum Beispiel die Vermittlung von wiederholt gekürzten Betreuungszeiten, der augenscheinliche Zwang für Eltern, Betreuungszeiten zu bezahlen, die für ihre Kinder ausgefallen oder in Zeit, ggf. auch Qualität, eingeschränkt worden sind. Gespräche, die sich tatsächlich nur um das Kind drehen, sind notwendig – dieser konstruktive Austausch sollte mindestens in halbjährlichen Entwicklungsgesprächen stattfinden.
Elternmitwirkungsrechte – Kennen, Akzeptieren und Umsetzen: eine gelingende Bildungs- und Erziehungspartnerschaft erhöht deutlich die Chancen auf eine erfolgreiche frühkindliche Bildung, Betreuung und Erziehung.“ (Sandra Moschell, Co-Vorsitzende LEV)
Wie erreichen wir Fachkräftegewinnung? KiTa-Fachkräfte sollen auch mit einem höheren Bildungsabschluss oder mit entsprechenden pädagogischen Weiterqualifizierungen vor Ort eingesetzt werden können und ihren Fähigkeiten und Verantwortungsbereichen entsprechend vergütet werden. Auf der anderen Seite kann es wichtig sein, dass zusätzlich zu den aktuell gesetzlich vorgeschriebenen Fachkräften vertrauenswürdige, pädagogische Hilfskräfte eingesetzt werden dürfen.
Gruppengrößen müssen reduzierbar sein, wenn Fachkräfte so sehr an ihre Grenzen getrieben werden, dass sie sich in ihrer Wirkungsfähigkeit machtlos fühlen und Kinder am Ende die Leidtragenden sind. Gleichzeitig muss sich der KiTa-Platz-Ausbau und die Fachkräftegewinnung um ein Vielfaches beschleunigen, um Kinder in den ihnen zustehenden Mittelpunkt der KiTa-politischen Entscheidungen zu führen.
Hoher Konsens ertönt, wenn es um die Wichtigkeit einer zuverlässigen Kindertagesbetreuung geht, denn schließlich hat jedes Kind das Recht auf Bildung. Wenngleich es naheliegt, dass die bedingungslose Umsetzung von Kinderrechten kein Geld von Familien abverlangen sollte, wird ausdauernd an der Notwendigkeit von Elternbeiträgen festgehalten. Die Landeselternvertretung (LEV) Schleswig-Holstein spricht sich deutlich gegen Elternbeiträge aus. Kinder brauchen andere Kinder, einen geschützten Entwicklungsraum und Fachkräfte, die sie beim Erforschen ihrer eigenen Selbstwirksamkeit begleiten. Eltern brauchen hinreichend finanzielle Ressourcen, um ihre Familien zu versorgen. Dass dafür zwei Vollzeitjobs notwendig sind, kommt häufig vor, während weitere Familienmitglieder, wie zum Beispiel die Großeltern, auch mal weiter weg wohnen oder selbst noch berufstätig sind. Dazu kommt, dass KiTa-Eltern immer auch eine Relevanz in ihrem Berufsumfeld haben, deren Zuverlässigkeit sich auf verschiedene Weisen wiederum auf Dritte auswirkt. Die Akzeptanz von Elternbeiträgen bedeutet das Dulden von ausgrenzenden Zugangsbeschränkungen und die Toleranz dafür, dass Eltern für die Umsetzung von Kinderrechten zahlen sollen – das ist inakzeptabel. Auf die Spitze getrieben wird diese Bildungsungerechtigkeit und finanzielle Benachteiligung von Familien noch durch anhaltende KiTa-Kosten bei eingeschränkter Kindertagesbetreuung. Es bleibt zu hoffen, dass dies schnellstmöglich erkannt und beendet wird.